Hallo Leute, hier nochmal etwas von der alten GRC-106. Beziehungsweise von dessen 400Watt Senderendstufe AM-3349. Was war geschehen? Neulich hatte ich meine "alte Lady" mal wieder angeworfen und arbeitete ettliche Funkkontakte ab. Nach einem längeren Gespräch mit ZS6BAF, Andreas aus Johannesburg, löste plötzlich die Überstromabschaltung des 28Volt/65 Ampere Stromversorgungsteils aus. Sofort Reset gedrückt- und wieder flog der Zeiger des Amperemeters in die Ecke und der Überstromschutz schaltete sofort wieder aus. Erst verdächtigte ich das Netzteil, da war auch schon mal etwas in die Binsen gegangen. Aber nein, nach Abschaltung der Senderendstufe blieb die 28Volt Versorgungsspannung stehen und ich konnte im Empfängerlautsprecher die Stimme von Andreas hören. Der wunderte sich im Gespräch mit einer anderen Station, warum ich so apprupt weg war.. Also gut, noch einen Versuch. Endstufe wieder eingeschaltet, Timerfreigabe abgewartet, dann auf "Tune" geschaltet. Tune = Abstimmung der Endstufe. Pfeifendeckel- Das Netzteil ging sofort wieder auf Überstrom und schaltete die Spannung wieder weg. AHA, Endstufe im Eimer Selbige war gut handwarm, aber sie war früher auch des öfteren richtig heiß. Das war wohl nicht der Grund. Tags darauf ließ es mir keine Ruhe. Der Einschub wurde aus dem Gehäuse ausgebaut und begutachtet. Aufs erste war kein optischer Schaden sichtbar, auch war kein Schmorgeruch wahrnehmbar-nichts.. Um noch weitere Schäden zu vermeiden, wollte ich die Mühle so nicht mehr an die Betriebsspannung legen. Also Messgerätschaft ausgepackt. Wo fange ich an zu messen? Klar, am Eingang der Versorgungsspannung. Vor dem Hauptschalter war alles ok. Widerstandswerte zeigten dort überall hochohmige Werte an. Gut so! Nach dem Hauptschalter von Masse auf Plus fast null Ohm. Böse Sache Das darf nicht sein! Etwa ein Kondensator mit Kurzschluß? Eher nicht. Bei Strömen über 50 Ampere sieht man es einem Kondensator normalerweise an. Zerfetzt oder wenigstens aufgepustet.. Nichts davon war zu sehen. Optisch war an diesen Bauteilen nichts festzustellen. Also weitersuchen. Da sind doch diese beiden Highpowertransistoren im DC/DC Wandler vom Typ 2N5250, für die damalige Zeit ungewöhnlich fette Leistungstransistoren im TO-114 Gehäuse, welche den Transformator für die 2500Volt Anodenspannung der Endröhren ansteuern... Hat da nicht mal ein Amerikanischer Funkamateur etwas geschrieben, dass er diese auf Grund einer Störung auch schon tauschen mußte Ok, dann schaumer mal diese beiden Brocken an.. Diese wurden leider von den Konstrukteuren gut versteckt. Es muß einiges abgebaut werden, damit man an die Anschlüße dieser beiden ungewöhnlich fetten Bauteile drankommt. Also Service Manual durchgeblättert. Ok, dies und jenes los und abgeschraubt.. Der erste war nun erreichbar. Um den Transistor durchmessen zu können muß dieser an mindestens zwei seiner drei Anschlüße abgelötet werden. Weil die daran angeschlossenen Transformatorwicklungen sind niederohmig und das Messgerät sieht hier null Ohm, also wie ein Kurzschluß. Beim Ablöten der Drähte fing das Theater wieder an. 2 bis 3 mal waren die widerspenstigen Anschlußdrähte um und durch die Transistoranschlüße gezwirbelt worden. Dann erst verlötet. Ein recht schwieriges Unterfangen, um diese Kabel unbeschädigt von den Anschlüßen zu entfernen. Ok, der erste Transistor war nun "frei". Die Messungen sagten vernünftige Werte aus. Auch eine Prüfung mit einer KFZ Birne als Schaltlast sagte aus: Juhu, ich, der Powertransistor Q1, ich bin noch am Leben und kann noch arbeiten Nun denn.. es gibt ja noch einen zweiten. Selbiger, im Schaltplan als "Q2" bezeichneter Transistor, wurde noch besser hinter anderen Krimskramsbauteilen versteckt. Und es gestaltete sich noch schwieriger, dessen Anschlußleitungen abzulöten. Eben gebaut für die Ewigkeit.. So, nun war auch dieser Kerl freigelegt. Was sagt das Messgerät? Kollektor-Emitter und Basisanschluß- NULL OHM Alles kurzgeschlossen. Dessen arme Halbleiterseele weilt bereits bei Manitu Dann fiel mir doch noch etwas anderes ins Auge, was vor der Demontage diverser Teile nicht sofort aufgefallen war. Der Hochlast Strombegrenzungswiderstand am Basisanschluß des gehimmelten Transistors sieht nicht mehr gut aus. Durchgemessen- anstatt 1 Ohm zeigt das Messgerät unendlich viele Öhmer an. Auch bei Manitu gelandet Andere benachbarte Bauteile zeigten alle vernünftig aussehende Messwerte an. Also dürften nur diese beiden Teile hinüber sein. Nur.. Ja, nur.. Den originalen Hochlastwiderstand gibts auf der ganzen Welt nicht mehr einzeln zu kaufen. Nur in eingebautem Zustand, zusammen mit der ganzen Baugruppe, ist dieses Teil noch vereinzelt in den Staaten zu finden. So entschloß ich mich, auf heute verfügbare Hochlastwiderstände zurückzugreifen. Diese Situation ist übrigens auch bei den Vorwiderständen der Zündanlage im DKW Munga bekannt. Dies erforderte dann ein wenig Bastelarbeit, um diese Teile am für sie vorgesehenen Platz unterbringen zu können. Es mussten dafür beide Widerstände ersetzt werden, damit der Montageplatz ausreicht. Schon einmal habe ich geschrieben, so eine große Kiste und doch kaum Platz
Das Haus der Endstufe ist bereits leer
Und das Frontunit ist abgebaut
Das Frontunit teilzerlegt und der erste Powertransistor ist schon abgeschraubt. Dieser Bursche ist noch ok, ich habe ihn aus einem anderen Grund auch gleich ausgetauscht.
Fortsetzung folgt.
_____________________________________________________________ Wenn du bemerkst dass du ein totes Pferd reitest, steig ab! (Dakota-Indianer)
Sodele, Nacht ist vorbei. Die alte Mühle durfte vorhin ihre Hochfrequenz wieder in die Gegend von Melbourne schleudern. Zur Zeit gehts morgens gut via "long Phad", Langer Weg über den Pazifik hinweg. Eine Entfernung von 23795Km wird angegeben. Aber weiter mit "Troubleshooting". Der kaputte Transistor ließ sich nicht einfach abschrauben wie sein intakter Bruder. Er war an einem separaten Kühlkörper verbaut und dieser musste erst mit abgebaut werden. Wie wenn das Malheur vorhersehbar war habe ich mir damals gleich zwei dieser Transistoren günstig in der Bucht geschossen und "uff Locher jelecht" Haben ist besser als brauchen. Nun, weil man aus Schaden klug werden sollte, gleich die nächsten zwei nachgeordert. Allerdings Ersatztypen mit den selben elektrischen Werten. Ein solcher war auch schon im Gerät verbaut. Der Intakte. Zur Verfügung hatte ich zwei Originaltypen, 2N5250. Das ist auch der Grund, warum der noch gute Transistor jetzt auch getauscht wurde. Es sollten zwei vom selben Hersteller sein. Verbaut waren ja ein originaler und ein Ersatztyp. Das Gerät wurde also vor meiner Zeit schon einmal repariert. Keine Ahnung ob von privat oder von der Army
Hier, der Übeltäter:
Und dort war er mit seinem Kühlkörper verbaut:
Ok, der Bösewicht war entfernt und ein neuer, bzw. gebrauchter wurde eingebaut.
Im Gegensatz zum anderen sitzt dieser in einem kleinen extra Kühlkörper, welcher vom Luftstrom des Ventilators zur Senderöhrenkühlung mit durchströmt wird.
Der andere ist an der Rückseite der dicken Aluminiumfrontplatte verschraubt. Diese dient dann für ihn als Wärmeableitung.
Dann beide vor dem verlöten nochmal durchgemessen. Man weiß ja nie.. Anschlussleitungen auf festen Sitz geprüft, abgebaute Teile wieder dran, kontrolle ob nirgends was eingeklemmt wurde usw.. Übliche Vorgehensweise.
Dann zu den beiden Strombegrenzungswiderständen.
Man sieht die schadhafte Stelle.
Auch zwei verschiedene mit den selben Werten. Da wurde auch schon mal getauscht. Welcher? Keine Ahnung.
An diese Teile kommt man leicht dran. Kein Abbau anderen Teile tut hier Not Allerdings gibts keinen originalen Ersatz mehr. Ein Ohm und 40Watt belastbar weisen die Originalteile auf.
Diese beiden 1 Ohm/50Watt Widerstände wurden dafür eingepflanzt:
Es musste dafür noch eine kleine 2,5mm starke Aluminiumplatte zurechtgesägt/gefeilt/gebohrt werden. Diese dient als Montagefläche und zur Wärmeableitung auf das Aluminiumchassis. Ich habe sie leider vergessen zu fotografieren Man kann sie aber trotzdem auf anderen Bildern teilweise sehen.
Die Widerstände mussten auf Grund von Platzmangel etwas schräg montiert werden.
Alles fertig verlötet.
Dann der Zusammenbau.
Nur wenige Millimeter Platz zwischen den neuen Widerständen und den dahinter verbauten Teilen.
Sitzt
Noch kurz die Unterseite des Einschubs:
Man kann halb links ein kleines Loch mit Gummitülle sehen. Dahinter versteckt sich ein kleiner Luftdruckschalter. Dieser soll verhindern, dass bei Ausfall des inneren Gebläßes die Bauteile überhitz werden und schaltet dann die Endstufe ab.
Und das Maschinchen verschwindet wieder in seinem Häuschen.
Die "neuen" Transistoren samt Widerständen sind gestern auch hier aufgeschlagen. Die kommen dann hoffentlich nie zum Einsatz!
_____________________________________________________________ Wenn du bemerkst dass du ein totes Pferd reitest, steig ab! (Dakota-Indianer)
Hier für elektronisch etwas fortgeschrittene der Schaltplan, in dem auch der DC/DC Wandler zu sehen ist. Das eingekreiste ist der defekte Transistor und der Widerstand.
Was letztendlich zum Ausfall der Bauteile geführt hat kann ich nicht nachvollziehen.
Und hier noch ein Foto zum Größenvergleich.
Werkeln mit Schlüsselweiten von 27mm in der Elektronik ist eher selten
So, heute ist Mungafahrwetter. Gruß Werner
_____________________________________________________________ Wenn du bemerkst dass du ein totes Pferd reitest, steig ab! (Dakota-Indianer)
Hallo Militärfunkinteressierte. Hier mal ein kurzes Video beim Amateurfunkempfang der "Military Radio Runde" mit einem meiner beiden AN/GRC106: https://www.youtube.com/shorts/kSlvpyN3r2c
Gruß Werner
_____________________________________________________________ Wenn du bemerkst dass du ein totes Pferd reitest, steig ab! (Dakota-Indianer)