Fahrzeuge mit „H-Kennzeichen" werden vornehmlich zur Pflege des kraftfahrzeug-technischen Kulturgutes eingesetzt. Neben einem Alter von 30 Jahren ist ein guter Pflege- und Erhaltungszustand Voraussetzung. Kein Fehlen wesentlicher Teile und originale oder zumindest zeitgenössische Ausstattung wird weiterhin vorausgesetzt.
Seit der gesetzlichen Änderung 2007 dürfen Kfz mit H-Kennzeichen auch in Umweltzonen fahren. Die aktuell knapp ½ Million zugelassenen H-Fahrzeuge legen nach amtlichen Schätzungen im Durchschnitt jährlich eine Fahrleistung von ca. 1500 km zurück. Damit wird die weitere Vorgabe zur Nutzung in der Regel erfüllt. Soweit so gut, manches wurde im Einzelfall vielleicht sehr großzügig ausgelegt, selbst „hartgesottene“ Oldiefans gingen manche H-Zulassungen im Detail viel zu weit, denken wir an MUNGA mit Kuhfängern vorn, Breitreifen, Lampengalerien, Karosserie- und/oder Motorumbauten mit 90 oder gar mehr Pferdchen…um nur einige Beispiele zu nennen. „Kirmeswagen“ halt…
Ein Ende scheint absehbar zu sein! Spätestens seit der Klagewellen der Umweltschützer und der kommenden Fahrverbote für Dieselfahrzeuge, selbst auf Autobahnen wie der A 40 im Ruhrgebiet, hat dieses Thema auch der Oldieszene eine völlig andere Dimension gegeben. Die ersten Benziner werden bekanntlich an den „Pranger“ gestellt.
Derzeit steht noch nicht abschließend fest, welche Auswirkungen dies auf das Automobile Kulturgut haben wird. Machen wir uns nichts vor, unsere Motorgeneration wird kaum zu den umweltfreundlichen Kfz zählen. Diverse Szenarien sind bereits denkbar und vieles scheint in Bewegung und in Planung zu sein, letztlich kommen aktuell + auch künftig Fahrzeuggenerationen in den Genuss, die viele von uns nicht unbedingt schon als Oldtimer zählen oder kaum Kulturgut sein können oder nicht die Voraussetzung der „nur gelegentlichen Nutzung“ unterliegen. Wir alle kennen Oldtimer-Infizierte, die den H-Wagen u.U. fast täglich nutzen.
Herauszukristallisieren scheint sich eine neue Mindestaltersklasse von 40 Jahren! Gut, das tut uns nicht weh. Aber auch eine ernsthafte Begutachtung, vielleicht ein Fahrzeugpass, eine solide Originalität, geringe Nutzung (ggfs.mit Kontrolle?) scheinen Tendenzen zu sein. Originalität kennt keine Grenzen, könnte eine künftige Vorgabe sein. Breitreifen, veränderte Elektrik (bereits ein 3-kammer System) oder Sitze, An- und Umbauten sonstiger Art, um explizit ein paar wenige Beispiele zu nennen, könnten dann der Vergangenheit angehören. Also weiterhin nicht jede Veränderung und Optimierung unbedingt mitmachen und auch künftig Wert auf Originalität legen, dann kann man beruhigt in das kommende Oldtimerjahr blicken….
Wer auf Besitzschutz hofft, den muss ich enttäuschen und auch die Aufgabe des H-Kennzeichens ist keine Alternative. Damit wäre ein Fahren in allen bisherigen Umweltzonen ausnahmslos bereits aktuell ausgeschlossen. Ok, dies mag unsere Freunde im tiefsten Sauer- oder Siegerland, in der Oberpfalz, in Schleswig oder Mec-Pom oder im Chiemgau kaum stören, aber was ist mit den Fahrern im Revier, in München, Stuttgart, Köln, Hamburg oder Kassel?
Nutzen wir unseren Oldie damit nur noch auf dem „flachen Land“, geben die urbane Lebensweise auf? In diesem Sinne schauen wir in das Jahr 2019, zünden unsere Böller, begrüßen das neue Jahr mit viel Feinstaub und gehen dann anschließend auf große Fahrt mit AIDA und Co. Allen einen guten Rutsch.