Nach längerer Suche nach einem vierrädrigen Geländevehikel habe ich letztes Jahr schließlich mein Ziel erreicht. Zum Glück war ich in meiner Suche nicht sehr festgelegt, aber das Ziel war eigentlich etwas überschaubares von der Bundeswehr... Allrad sollte es schon haben und noch in meine Halle passen. Also Munga oder Iltis. Ich habe mit einigen Mungas geliebäugelt und das größte, das ich etwas intensiver ins Auge gefaßt habe, war ein AL28 GruKw I vom BGS. Da wäre es platzmäßig aber schon sehr knapp geworden. Sehr konkret wurde es letztes Jahr mit einem Tempo-LandRover. Leider ist dieses Projekt dann auch gescheitert. Nachdem das klar wurde, ging die Suche wieder von vorne los. Bei mobile.de sprang mich dann ein richtiger Exot an, der in sehr gutem Zustand zu sein schien, aber dummerweise am Chiemsee stand. Probleme sind dafür da, gelöst zu werden und so ergab es sich, daß ich letztes Jahr im Juli meinen Renault in Lübeck in Empfang nehmen durfte.
Bis dahin hatte ich ihn noch nicht einmal live gesehen, aber dank fachkundiger Hilfe aus dem MFF hatte ich eine gute Vorstellung vom Zustand des Wagens, was sich auch zu 100% bestätigte, als er hier war. Abgeholt, zugelassen und eine Woche später das erste Treffen in Boostedt!
Mein Renault R2067 wurde 1956 gebaut und an die französische Gendarmerie geliefert. Zuletzt lief der Wagen als Mannschaftswagen im Elsaß. Das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 3,3t, die Zuladung bei 800 bis 1000kg. Er hat eine Vierzylinderreihenmotor aus dem PKW Frégate und verfügt über 64 PS aus 2,2 Litern Hubraum. Ach ja, es ist natürlich ein Benziner. Der Allradantrieb ist, zugleich mit der Geländeuntersetzung, zuschaltbar. Gebaut wurde dieser Typ 3.770mal. Der fast identische Nachfolger R2087 wurde über 10.000mal gebaut. Von beiden Baureihen gingen zusammen 748 Exemplare an die Gendarmerie.
Ein Teil dieser LKW hatte einen Kastenaufbau und wurde vorzugsweise als Krankentransporter eingesetzt. Es gab auch noch andere Varianten, mit geschlossener Kabine und ohne Allrad.
Jetzt noch ein wenig zu meinem Exemplar:
Dies war der erste Live-Eindruck:
Was mich sehr gestört hat, waren die Plastiklampen, die der TÜV Süd für die Zulassung gefordert hat.
Aber sowas kann man ja ändern
Weitere Verbesserungen werden die Wattiefe betreffen. Und irgendwann sollen auch mal schöne und geeignete Geländereifen drauf. Klasse wären auch originale Sitzbänke, aber sowas findet man nur in Frankreich und auch das nur sehr selten.
Hier in Deutschland kenne ich noch 3 weitere dieser Wagen. Einer wird gerade restauriert und die anderen beiden haben es noch vor sich. Es gibt noch Hinweise auf einen weiteren Wagen und offenbar gibt es seit diesem Jahr auch noch einen Krankenwagen, der auf den TÜV-Segen wartet. Also ist dieser Typ ziemlich exotisch.
Zum Glück gibt es eine rührige Szene in Frankreich und sogar vernünftige Bedienungsanleitungen (der TDv nicht unähnlich). Sonst wäre so eine Rarität schon ein größeres Wagnis.
Sehr interessantes und vorallem seltenes Vehikel! Optisch trifft es zwar nicht meinen Geschmack, muß es ja auch nicht. Wär ja auch blöd wenn wir alle das gleiche Auto haben würden.
Was macht er denn so in Sachen Reisegeschwindigkeit? Und der optische Schwerpunkt scheint mir recht hoch zu sein, wie verhälts sich da beim Fahren?
Der Wagen sieht sehr hochbeinig aus, läßt sich aber sehr gut fahren.
Hier nochmal eine Seitenansicht. Da sieht das noch extremer aus mit den stelzigen Rädern:
Auch im Gelände kein Unsicherheitsgefühl. Mit einem Kastenwagen (San)sähe das wohl ganz anderes aus. Bei YouTube gibt es ein paar interessante Filme zu sehen, wenn man Renault und R2087 oder R2067 eingibt.
Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 85 km/h angegeben. Nach Tacho sind´s über 90. Könnte also passen. Die angenehme Reisegeschwindigkeit liegt so bei 70 km/h. Ist halt kein Rennwagen. Aber es legt sich niemand mit einem an, wenn man so langsam unterwegs ist.
Ach ja, Vorgänger dieser Wagen bei den französischen Streitkräften waren die Dodge WC-Typen!
Bei dieser Zählung scheitert sogar das französische Forum. Auch verläßliche Zahlen dieser Wagen in D zu bekomen scheitert schon an den Typschlüsseln des KBA. Ich hab´s mal versucht. Keine Chance.
Und einen besseren Kommentar als "Wenn Du ihn nicht willst, nehme ich ihn" hättest Du nicht liefern können, um meine Bedenken zu zerstreuen.
Im übrigen ist der erwähnte San-Renault von einem französischen Wahlmünchener aus Frankreich importiert worden. Es gibt also wieder einen in Bayern! Ich will versuchen, dem neuen Besitzer die einschlägigen Foren (hier und MFF) mal schmackhaft zu machen. Wenn er denn wenigstens auf meine PNs im französischen Forum reagieren würde. Wahrscheinlich ist er im Urlaub...
Allerdings paßt der Inseratstext nicht. Die Markierungen, die vordere Stoßstange und die vorderen Blinker zeigen eindeutig, daß es ein Fahrzeug der belgischen Streitkräfte war. Nix mit Fremdenlegion in Marseille Die innere Motorabdeckung weicht auch etwas ab. da bin ich mir aber nicht ganz sicher, ob das ein Merkmal für einen Belgier ist. Aussagekräftig wäre noch eine Heckansicht, denn die Anordnung der Lampen und die Breite der Heckklappe sind bei Belgiern auch anders als bei den Franzosen. Und gerade, wenn das Fahrzeug in Belgien zum Verkauf steht, sollte so ein Fehler nicht vorkommen. Oder sollte das eventuell Absicht des Verkäufers sein?
Aber davon abgesehen ein sehr schönes Fahrzeug!
Wenn sich jemand hier dafür interessieren sollte und Tips braucht, kann er/sie sich gern an mich wenden.